Internet of Medical Things – Die Zukunft des Gesundheitswesens

Das Internet of Medical Things (loMT) rüttelt das Gesundheitswesen auf. Erfahren Sie mehr über die Vorteile und Herausforderungen der Technologie.

Aug 4, 2022 - 4 Min.
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Sebastian Ulbert

Das Internet of Medical Things (loMT) rüttelt derzeit das internationale Gesundheitswesen auf: Schätzungen zufolge soll der Markt allein im Jahr 2022 auf 155,1 Milliarden Euro anwachsen. Die Vorteile für Patienten sind eine akkurate Diagnose in Kombination mit einer individualisierten Behandlung, ohne dass sie ihr Haus verlassen müssen. Zeitgleich steigt für Ärzte die Flexibilität bei gleichbleibender Personaldecke. Fraglich bleibt nur: Wie sicher sind die vernetzen Geräte? Und mit welchen Herausforderungen werden Krankenhäuser, Praxen und Co. konfrontiert, wenn sie sich für die Implementierung einer vernetzten Infrastruktur entscheiden, die Patienten, Dienstleister und Arzt verbindet? Der neue Blogpost gibt Aufschluss über die Vorteile, aber auch Gefahren der loMT-Geräte.

Wofür steht loMT? 

loMT ist eine Abkürzung für Internet of Medical Things. Es stellt einen Teilbereich der Internet of Things-Technologie (loT) dar und fokussiert sich auf das Gesundheitswesen: Konkret handelt es sich bei loMT also um eine vernetzte Infrastruktur von Medizingeräten, Software-Anwendungen, Gesundheitssystemen und -dienstleistungen.

Folglich verbinden loMT-Geräte Patienten, Ärzte, Gesundheitsdienstleister und medizinische Geräte miteinander. Darunter fallen auch Diagnoseausrüstungen und tragbare Technologien. Möglich wird das durch die Nutzung von Automatisierung, Sensoren und maschinenbasierte Intelligenz. Das Ziel ist die Automatisierung von Abläufen im Gesundheitsweisen.

loMT vereint dabei drei wesentliche Features:

  • Die Sammlung und Analyse von medizinischen Daten in Echtzeit
  • Die Übertragung der medizinischen Daten über ein sicheres Netzwerk an andere Geräte oder eine medizinische Datenbank
  • Den Austausch und die Kommunikation untereinander 

Internet of Medical Things modernisiert das Gesundheitswesen 

Doch der loMT-Markt ist keine undefinierte Technologie, die künftig einmal das Gesundheitswesen modernisieren könnte. Sie ist bereits Gegenwart und verändert schon jetzt das Leben von Millionen von Menschen, die dank loMT-Geräte eigenständig ihrer Gesundheit tracken können. Doch auch den behandelnden Ärzten und Gesundheitsdienstleistern kommt das loMT zugute: Routineverfahren lassen sich beschleunigen, Behandlungspläne individualisieren und menschliche Fehler verringern. Und das, ohne dass die Patienten vor Ort sein müssen. Wie attraktiv die Technologie schon jetzt ist, zeigt etwa die Schätzung von Irdeto. Demnach soll der loMT-Markt allein 2022 auf 155 Milliarden Euro anwachsen. Auch auf lange Sicht bestätigt sich der Trend, wie der kürzlich veröffentliche Bericht von Data Bridge Market Research zeigt. Sie erwarten, dass der loMT-Markt von 2021 bis 2028 eine jährliche Wachstumsrate von 23,0 % verzeichnet und bis 2028 voraussichtlich 181,2 Milliarden Euro erreichen wird. Dabei wirkt vor allem der weltweit gestiegene Bedarf nach Echtzeit-Gesundheitslösungen als Motivator für die Attraktivität des loMT-Marktes. 

IoMT-Technologie: Vorteile für Patienten und Ärzte

  • Da loMT-Geräte untereinander in Echtzeit kommunizieren und medizinische Daten austauschen, stellen sie für Ärzte eine grosse Stütze dar. Denn mit ihnen können die Vitalzeichen der Patienten über einen längeren Zeitraum aufgezeichnet werden, als es normalerweise bei einem kurzen Besuch in der Praxis möglich ist. Dadurch lassen sich Diagnosen akkurater treffen und Behandlungen personalisieren, sodass es zu einer optimierten Patientenversorgung und einem früheren Behandlungsbeginn kommt. Zeitgleich sinkt die Anfälligkeit für menschliche Fehler. Auch während der Behandlung können die loMT-Geräte unterstützen, indem sie etwa an die Einnahme von Medikamenten erinnern oder Symptome überwachen. 
  • Die medizinische Fernüberwachung ist der zweite Vorteil und resultiert aus den Kern-Features der loMT-Geräte. Sie zeichnen medizinische Daten über die Patienten auf und übertragen diese an ein Smartphone, zum Beispiel das eines Arztes. Auf diese Wiese erhält er, ein Pfleger oder auch der Patient selbst laufend Informationen über den Gesundheitszustand. Dadurch ist das persönliche Aufsuchen des Arztes nicht mehr nötig. Das fördert die Flexibilität im Klinikalltag und schafft eine automatisierte Überwachung, da die Daten aus der Ferne überwacht werden können, ohne dass Pflegepersonal eingesetzt werden muss. Besonders bei chronischen Krankheiten ist dies sinnvoll, da so auch Veränderungen im Krankheitsverlauf sichtbar werden. 
  • loMT-Technologie bieten dem Gesundheitswesen aber auch die Möglichkeit, den Mangel an Fachpersonal zu kompensieren und Kosten einzusparen. Denn laut Schätzung wird Ende 2030 der Anteil der Weltbevölkerung mit über 65 Jahren bereits von aktuell sieben auf 15% angestiegen sein. Hinzu kommt, dass chronische Erkrankungen immer häufiger diagnostiziert werden und einer regelmässigen Behandlung bedürfen. Für das Gesundheitswesen bedeutet das mehr Patienten, höhere Ausgaben und eine gestiegene Personalnot. Lösen lässt sich dies nur durch den Einsatz von technologisierten Verfahren und der Telemedizin, sodass sich das wenige verfügbare Personal auf wesentliche Aufgaben konzentrieren kann. 
  • Angetrieben durch die hohe Nachfrage nach Echtzeit-Gesundheitslösungen, sorgt die gegenwärtige Attraktivität des loMT-Markts auch für Tempo bei der Transformation im Gesundheitswesen. Die Voraussetzung dafür ist jedoch, dass die Medizintechnik das Potenzial auch erkennt und für sich nutzt. 

Die Herausforderungen bei der Implementierung von loMT-Geräten

Hat sich ein Krankenhaus nun für die Implementierung von loMT-Systemen in das eigene Netzwerk entschieden, stehen die ersten Herausforderungen an. Schliesslich gründen die grössten Challenges rund um loMT-Geräte in den Aspekten Sicherheit und Datenschutz. Zwar sind medizinische Daten streng reguliert, doch die Übertragung der hohen Anzahl an sensiblen Daten zwischen Patienten und Dienstleistern ist enorm – und somit anfällig.

Folglich müssen sich Dienstleister und Organisationen im Gesundheitswesen mit einer Bandbreite an Angriffsarten auseinandersetzen, die meist auf die komplexe IT-Infrastruktur abzielen. Denn sie bietet eine grosse Anzahl von Zugangspunkten und medizinischen Geräten. Besteht dort bereit die kleinste Schwachstelle, können Kriminelle innerhalb weniger Minuten auf Millionen von Patientendaten zugreifen. Die Konsequenzen: Ob Bedrohungen von Einzelpersonen, Betrug durch das Erschleichen von Medikamenten, die Offenlegung der medizinischen Daten oder die Kontrolle über die medizinischen Geräte der Patienten – Cyberkriminelle scheuen vor kreativen Methoden zur bestmöglichen Ausnutzung der gekaperten Daten nur selten zurück. Mit der Folge, dass Krankenhäuser, Praxen und Gesundheitsdienstleister ihre Kontrolle verlieren und Patienten mit beruflichen wie auch privaten Schäden umgehen müssen.

Ein verbreitetes Phänomen: IT-Schwachstellen im Gesundheitswesen

Das Resultat schwach geschützter Netzwerke zeigt sich bereits jetzt, wie die Studie „Epidemic? The Attack Surface of German Hospitals during the Covid-19 Pandemic” von Alpha Strike Labs, Limes Security und der Universität der Bundeswehr Anfang 2022 zeigt. Demnach wiesen 36 Prozent der untersuchten deutschen Krankenhäuser Schwachstellen in ihren IT-Systemen auf – die perfekte Möglichkeit für Cyberkriminelle, um an sensible Daten der loMT-Infrastruktur zu gelangen und ein Sicherheitsrisiko von nationaler Tragweite zu bewirken. Brisant war dabei folgendes Ergebnis: Besonders viele der betroffenen Krankenhäuser mit einer Schwachstelle gehören nach Auskunft des BSI zur kritischen Infrastruktur. 

Doch auch auf Seiten der Hersteller sieht die Lage nicht besser aus. Nach einer Umfrage von Irdeto sind allein in den letzten fünf Jahren 80% der Medizintechnikunternehmen Opfer eines Cyberangriffs geworden. Die Zahlen verdeutlichen vor allem eines: die Dringlichkeit, Patientendaten unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen umgehend zu schützen und jegliche Schwachstellen in der IT-Sicherheit zu vermeiden. 

Sicherheitsstandards mit Hilfe von IoMT einhalten 

Die Frage lautet nun: Wie gelingt es der Gesundheitsbranche, die Anfälligkeit der IT-Infrastruktur auf ein Minimum zu reduzieren, während immer mehr loMT-Geräte implementiert werden und zeitgleich der Schutz der Patientendaten Priorität hat? Die Antwort ist eine Kombination aus mehreren Faktoren, die gemeinsam eine konsequente Cyberstrategie ergeben – darunter eine privilegierte Zugriffskontrolle, die Anwendung von Multi-Faktor-Authentifizierung sowie regelmässige Cyber-Security Trainings für die Sensibilisierung aller Fachkräfte im Gesundheitswesen.

 

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